Wie lagere ich meine gekauften Spirituosenflaschen?
Lagerung und Haltbarkeit von Spirituosen ist eine Frage die gerne durch den Konsumenten selbst aufkommt
„Jetzt habe ich mir im Laufe der Zeit eine richtige Sammlung an hochwertigen und auch seltenen Whiskyflaschen gekauft. Da ich nicht alles gleichzeitig öffnen und trinken möchte, wie lagere ich denn nun meine Schätze um keinen Geschmack- oder auch Wertverlust zu erleiden ?“
Die Antwort zur Lagerung und Haltbarkeit von Spirituosen kann dabei nur lauten:
Hochprozentigen Alkohol lagert man immer stehend, im Gegensatz zu Wein, der am besten liegend die Zeit überdauert. Der Stopfen, bei dem wir nach wie vor von einem Naturkork ausgehen, sollte auf der Flascheninnenseite bei Wein immer mit Flüssigkeit benetzt sein muss, um die Gefahr eines Austrocknen, und damit Schrumpfen des Kork zu verhindern. Beim hochprozentigen Alkohol wäre das schon Jahrhunderte lang angewandte Wissen für Wein nahezu tödlich. Whisky, Rum oder andere Spirituosen würden den Kork zersetzten und damit Undichtigkeiten des Kork zur Folge haben. Das meist hochwertige und teuer erstandene „Wasser des Lebens“ könnte im Laufe der Zeit austreten und die Menge des Destillat verringern. Eine weitere Zwangsfolge daraus wäre dann das Eintreten der Umgebungsluft in die Flasche, die ihrerseits den Rest tut und in ihrer natürlichen Zusammensetzung im Laufe der weiteren Monate das Destillat angreift und immer flauer im Geschmack werden lässt.
Dazu sollte man wissen: Spirituosen werden mit einem Gebrauchskorken ausgestattet, der ein Vielfaches Öffnen und Schließen des Flaschenhalses während der Zeit des Genusses ermöglichen soll und somit nicht eng wie in einer Presspassung sitzt. Dagegen steht der Einmalkorken einer Weinflasche, der sehr dicht sitzt und fast ausschließlich mit einem Korkenzieher gelöst werden kann.
Die wichtige Unterscheidung – Ungeöffnete und Geöffnete Flaschen?
Ungeöffnete Lagerung
Gehen wir zuerst einmal davon aus sie haben sich eine Flaschen Whisk(e)y gekauft und möchten diese gerne über längere Zeit ungeöffnet lagern und sich immer wieder mit einigen lüsternen Blicken an ihr erfreuen diese erstanden zu haben. Ihnen ist selbst noch nicht ganz klar sie einmal selbst oder zusammen mit Freunden zu komsumieren oder sie tatsächlich gewinnbringend über irgend ein Verkaufsportal weiter zu veräussern. Stand heute ist dies auch nicht wirklich von Bedeutung; jetzt geht es erst einmal darum das gute Tröpfchen richtig einzulagern, damit es die nächsten Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte schadlos überstehen kann.
Was gibt es dabei grundsätzlich zu beachten um mindestens den Wert bzw. den Kaufkreis zu erhalten ?
Hier die Liste der beachtenswerten Punkte für eine Langzeitlagerung:
- Wie schon oben erwähnt – Whisky – oder sonstige hochprozentige Spirtuosenflaschen werden immer stehend gelagert.
- Die Spirituosen darf keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden, so schön dies auch zum Anschauen in der Vitrine wäre! Ein einfaches Barfach oder ein geeignetes Behältnis schützt die Flasche dabei vor direktem Licht. Dunkel ist dabei immer zu bevorzugen.
- Geht es wirklich um eine Langzeitlagerung kommt auch die Temperatur in den Fokus. Niedrigere Temperaturen eines Raumes oder trockenen Kellers sind dabei immer von Vorteil für den Flascheninhalt als die übliche höhere Temperatur der Wohnumgebung.
- Ebenfalls hilfreich bei Langzeitlagerungen sind zusätzliche Abdichtungen des Verschlusskopf mit einer weiteren luftdichten Kappe oder einzelnen Klarsichtstrips. Bitte beachten sie dabei immer; das Original mit der Hülse am Kopf nicht zu beschädigen, da dies im Weiterkauf bei Sammlern oder Experten zu Wertverlust führen könnte. Oder man möge ihnen nachsagen sie hätten mit dem Inhalt hantiert und geschummelt. Von Siegellack wäre deshalb ebenfalls trotz eines hohen Dichtfaktors abzusehen.
- Sollten einige ihrer Sprituosenschätze tatsächlich noch einen Schraubverschluss besitzten, sollten diese regelmäßig und vorsichtig von Hand etwas nachgezogen werden. Schraubverschlüsse neigen eher dazu sich etwas zu lockern und die ungewollte Verdunstung damit anzuregen. Auch die oben vorgestellten Dichtungsmethoden sind hier ebenfalls anwendbar.
Und dennoch wird der Flüssigkeitsspiegel im Laufe der Zeit geringfügig durch natürliche Verdunstung etwas abnehmen.
Lagerung nach Anbruch einer Flasche
Im Gegensatz zu einer durchgehend verschlossenen Flasche verhält es sich bei einer angebrochenen Flaschen völlig anders.
Nehmen wir uns als Gedankenbrücke nochmals den Wein zur Anschauung mit ins Boot. Die meisten von uns dürften die Erfahrung schon selbst gemacht haben. Öffnet man eine gute Flasche Wein erhält man nach dem Einschenken ins Glas ein vielfältiges Bukett in der Nase und am Gaumen. Lässt man die Flasche angebrochen und wieder verkorkt einige Tage stehen um sie dann genussvoll endgültig zu leeren, stellt man meist fest, das geschmackliche Volumen hat sich seit dem ersten Öffnen verringert. Scheinbar ist der Geschmack flacher geworden und das Volumen ist auch nicht mehr ganz dasselbe wie drei Tage zuvor.
Der subjektive Eindruck schlägt ihnen dabei auch kein Schnippchen; es entspricht tatsächlich der Realität, der geschmackliche Eindruck hat sich wirklich durch den zeitversetzten Genuss, meist zum Nachteil, entwickelt.
Verantwortlich dafür ist der durch den ersten Genuss minimierte Flüssigkeitstand in der Flasche, der durch die natürliche Umgebungsluft aufgefüllt wird. Nun sollte man meinen dies hat keine entscheidene Auswirkung auf die verbliebene hochprozentige alkoholische Flüssigkeit in der Flasche.
Weit gefehlt; unsere Erdtmosphäre setzt sich hauptsächlich aus zwei Gasen und zusätzlich einer Mischung aus Edelgasen zusammen. Stickstoff ist mit etwas mehr als 78%, der Sauerstoff mit ca. 20,85% vorhanden und der Rest ist wie beschrieben das Gemisch von Edelgasen und Kohlenstoffdioxid. Und genau der für uns Menschen so wichtige Sauerstoff zur Atmung und als Grundstoff zum chemischen Verbrennung wird für unser Spirituosenumfeld zum Problem. Sauerstoff hat einen oxidierenden Charakter, verändert dabei sich sowie seinen angegriffenen Partner. Im Klartext gesprochen verändert er im Laufe der Einwirkzeit nachhaltig den Alkohol im Behältnis, und das meistens nicht zum Vorteil.
Der Geschmack der Spirituose verändert sich damit zwangsläufig im Laufe von Monaten und Jahren nach dem Anbruch, wenn über der Flüssigkeit eine Luftsäule in der mit dem Kork verschlossenen Flasche stehen bleibt. Die Veränderung geht natürlich wesentlich langsamer von statten als beim Wein, dennoch können wir diese natürlich Veränderung nur mit technischen Mitteln etwas eindämmen. Wenn wir die natürliche Veränderung ohne weiteren Aufwand zulassen wollen, wird zuerst weiterer Alkohol aus der Flüssigkeit verdunsten und der Geschmack der Spirituose etwas weichen, was somit nicht für jeden feinen Gaumen anfänglich gleich spürbar wird.
Es gibt keine ganz gesicherten Daten für die Lagerung und Haltbarkeit von Spirituosen und über den Veränderungsprozess und die vorherrschende Geschwindigkeit des Prozesses. Meist sind es empirische Informationen, die man über eigene Erfahrungen gewinnt oder durch Experten mitgeteilt bekommt. I.d.R. kann man von etwas 6 Monaten ausgehen bis eine spürbare geschmackliche Veränderungen des Destillat in der angebrochenen Flasche statt findet.
Was kann ich nun wirklich tun um den Veränderungsprozess zu minimieren oder gar zu stoppen?
Zu allerest sollten wir an dieser Stelle unsere sonst so lieb gewonnenen Tugenden der Sparsamkeit ablegen. Sie haben die Flasche gekauft, höchstwahrscheinlich gerne geöffnet und zu Teilen genossen. Dann geniessen sie doch den verbleibenden Anteil ebenfalls, entwder alleine oder im Freundeskreis, und das am Besten in angemessener Zeit. Warten oder vielleicht eine schottische oder ein wenig schwäbische Sparsamkeit an den Tag zu legen wäre völlig falsch. Geniessen sie ihre gekauften Spezialitäten in angemessener Zeit und in angemessenem Abstand.
Sollten sie jedoch nicht gewillt sein das gute Stoffchen aufzubrauchen, gibt es einige Möglichkeiten um den Veränderungsprozess weiter hinaus zu zögern oder gar zu stoppen.
- Füllen sie den übrig gebliebenen Rest von der großeren Flasche in eine kleinere um, damit keine Luft mehr in der Flasche verbleibt (beschriften nicht vergessen!).
- Füllen sie die Originalflasche mit kleine Glaskugeln oder Murmeln auf um damit wie unter 1. beschrieben den Luftanteil wieder aus der Flasche zu nehmen.
- Besorgen sie sich eine Vakuumpumpe, mit der sie die Luft, und damit auch den agressiven Sauerstoff, aus der Flasche pumpen.
Von welchen Myten sollten sie Abstand nehmen?
Gerne wird uns im Fernsehen gezeigt, wie sich die englischen Aristokraten aus ihren Glaskaraffen den Brandy oder Whisky ins Glas einschenken. Das sieht toll aus und passt sicherlich in ein durchgängiges wohnliches Ambiente. Leider ist das ausgemachter Humbug, da eine Glaskaraffe samt dem Glasstöpsel nicht vollständig dicht hält und somit die oben genannten Faktoren zum Nachteil der Qualität der Spirituose immer wirken werden. Ausser: Sie nutzen eine Karaffe mit einer hochwertigen Kunststoffabdichtung zwischen Glas und Stöpsel.
Lagerung und Haltbarkeit von Spirituosen gibt somit dennoch einige Rätsel auf und „Who lives forever“ – wird es nie geben. So wie es uns nicht vergönnt sein wird auf ewig das schöne Leben zu zelebrieren und zu genießen, genau so geht es auch (fast) jedem Lebensmittel, egal wie hochwertig es sein möge.
„Genießen sie das Leben, und gönnen sie sich etwas“ sollte die Devise auch beim Whisky lauten. Am allerbesten ist es dabei immer eine kleinere Anzahl an offenen Flaschen zu haben und diese in einer angemessenen Zeit von wenigen Monaten, egal ob alleine oder in ihrem persönlichen Umfeld, zu geniessen.
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