Im Teil 3 auf Islay besuchen wir vier Brennereien an einem Tag
Was bisher geschah!
Letzten Samstag sind wir von Nürnberg aus nach Edinburgh gestartet. Wir hatten einen wunderschönen Tag auf der Isle of Arran. Nicht unbedingt aus Sicht des Wetters, mehr aus der gesamtheitllichen Sicht betrachtet. Morgens waren wir noch in der Arran Whisky Brennerei mit einer tollen Führung über alle Fertigungsstationen und nachmittags gönnten wir uns zwei ausgedehnte Wanderungen als das Wetter Richtung Abend auch immer besser uns besser wurde. Die Standing Stones im Machrie Moor haben uns sehr beeindruckt und zeugen von einer Jahrtausende alten Geschichte und Besiedlung auf der Insel. Und mit unserer zweiten Wanderung zur Kings Cave blickten wir schließlich direkt in die Sonne und auf die Kintyre-Halbinsel im Westen.
„Live is great“
Und so haben wir uns dann abends auch gefühlt.
Zum Wochenauftakt am Montag hatten wir einen spannenden Reisetag mit zwei wichtigen Fährverbindungen, die durch Calendonian MacBrayne bedient wird. Runter von der Insel Arran zurück aufs Festland und nachmittags die lange Fähre auf die Insel der rauchigen Whiskys – die Isle of Islay. Wir hatten am späten Nachmittag noch so viel Spass und einiges zu sehen gehabt dass wir total müde und glücklich ins Bett gefallen sind.
Dienstag, der 02. Juli 2013
Und heute morgen geht es los mit unseren strategischen Tag auf Islay. Es stehen heute nicht weniger als vier ausgedehnte Besuche in großen Brennereien an, die erst einmal bewältigt werden wollen. Dafür schaffen wir uns bei Geraldine im Kentraw Farmhouse zuerst einmal eine wunderbare Grundlage auf Basis eines Full Scottish Breakfast.
Full Scottish Breakfast
Und das ist nichts für schwache Nerven. Ein solcher Teller voll mit Dingen die einen Schotten, Iren oder Engländer nicht wirklich erschrecken können und dennoch bei dem einen oder anderen Cerealienfreund doch für ein laues Magengefühl sorgen könnte. Denn solch eine geballte Ladung an Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß hält in der Regel nach dem Vertilgen den ganzen lieben langen Tag an, und das ist gut so. Aber beginnen wir mal ganz vorne in der Erzählung und einer traditionellen Reihenfolge
Der Starter
Im üblichen beginnt ein Full English (Scottish) Breakfast mit einem Fruchtsaft, frischem Obst oder Kompott. Dazu kann man sich meist von der Theke Frühstücksflocken oder Cornflakes holen. Aber aufgepasst nun kommt schon der erste Hammer mit dem leider immer seltener werdenden Porridge. Diesen Haferbrei erhält man i.d.R. als gesüsste oder ungesüsste Variante und kann es selbst mit Zimt oder Früchten verfeinern. Spätestens nach dieser Folge sind einige von uns schon satt.
Der Hauptgang
Dieser Teil wird auch gerne warm breakfast aus entsprechenden Gründen genannt. Für diesen Teller kommt das meiste aus der Pfanne und setzt sich aus dickem und warmem Frühstücksspeck, Würstchen, Spiegel- oder Rühreier sowie Tomaten zusammen. Dazu kommen gegrillte Tomaten, Pilze und auch Weiße Bohnen in einer Tomatentunke. Und da wir hier noch nicht fertig sind wird der Gast meist gefragt ob er noch ein Stück warmen Haggis und Black Pudding haben möchte. Spätestens beim gefüllten Schafsmagen oder der Blutpudding scheiden sich dann die Geister. Die einen sagen „geht garnicht“ und die anderen meinen „must have“.
Alles was in dem Abschnitt auf den Teller kommt wird von white or brown toast begleitet. In jedem Fall steht auf dem Tisch der Gäste eine Flasche Ketchup und zum weiteren Würzen Brown Sauce.
Lecker, lecker, lecker …
Für alle die das lesen und nun meinen „was sind denn dass für kulinarische Tiefflieger“ gibt es darauf zwei Antworten:
A) Sie müssen es nicht essen
B) In guten 4- oder 5 Sterne B&B´s gibt es immer Ersatz in Form von gebratenem Fisch mit Kipper, Salmon oder Haddock. Oder sie nehmen nur Eier mit Speck. Schauen sie sich doch einfach die folgende Zusammenstellung einer Full Scottish Breakfast Karte an.
Und das ist eine nicht untypische Scottish Breakfast Menu Karte
Freshly Squeezed Chilled Orange Juice
A Buffet Cart filled with various Kellogg’s and Nestle Breakfast Cereals including an Organic Muesli from the Highlands of Scotland.
Daily Fruit Special
Scottish Strawberries with Muesli and Natural Yoghurt
Sliced Melon with a Fruit Sorbet
Tropical Fruit Salad with Lime and Creme Fraiche
Pink and White Grapefruit with Orange Slices
Melon with Parma Ham
Homemade Toasted Oat Granola with Fruit and Nuts
Apple and Cinnamon Fritters with Mascarpone Cream
Pineapple and Mango with a Spicy Orange Syrup
Fresh Fruit Chocolate Fondue
Scots Porridge Oats with Traditional Salt or lightly sprinkled with Muscovado Sugar and a dash of Highland Cream Whisky Liqueur
Our cooked breakfast is very traditional with such choices as:
Grilled Local Butcher’s Pork or Beef Link Sausages
Traditional Scottish Beef and Onion Lorne Sausage
Grilled Unsmoked Middle Bacon
or Grilled Smoked Back Bacon
Stornaway Black Pudding
Haggis
Baked Beans
Grilled Caramelised Tomatoes
Seasoned Sautéed Mushrooms
Delicious Cloutie Dumpling
Tattie Scone
Crunchy Hash Browns
Free Range Hen’s Eggs
Organic Duck Eggs
Smoked salmon, with creamy scrambled eggs and snipped Fresh Garden chives
Smoked Cheddar Cheese Omelette
Oder vielleicht doch noch was anderes?
Smoked Aberdeenshire Haddock Kedgeree
Creamy Peppered Mushrooms with Toasted Muffins
Pan Fried Scottish Rainbow Trout with Lemon Butter
Scottish Kipper Fillets with Cherry Tomatoes
Eggs Benedict served on Toasted Muffins
Fins Smoked Sausage and Red Onion Frittata
Ricotta Hotcakes with Honeycomb Butter
Bubble n Squeak Potato and Bacon Cake with a Poached Egg on top
Warm Croissants with Brie, Cherry Tomatoes and Basil
Griddled Pancakes, Crispy Bacon and Maple Syrup
So, und wer wünscht sich jetzt noch was zu Essen? Da sind die Italiener und Franzosen am Morgen deutlich ärmer bestückt als die Schotten!
In jedem Fall sind wir heute morgen gut aufgestellt, satt für den Tag und der eine oder andere hat ein Schweißperlchen auf der Stirn. Wir sind bereit für das Kommende des Tages und steigen in unsere beiden Hired Cars mit dem Vauxhall und Peugeot. Es geht den Berg hinunter, links in die Strasse einbiegen und dabei immer auf der linken Fahrspur bleiben und nach der Umrundung der nördlichen Loch Indaal Seite stehen wir direkt in der Ortschaft Bowmore und damit auch direkt vor dem Tor der Bowmore Distillery.
Bowmore Distillery
Das Wetter könnte heute morgen besser sein, aber wir sind ja das meiste des Tages Indoor, deshalb ist es an diesem Dienstag nicht unbedingt von Relevanz. Wir haben für diesen Morgen die „Craftsmans Tour“ bei Bowmore gebucht, und das verspricht einiges an Informationen und Tiefgang in Sachen Herstellung, Reifung und anschließendem offenen Tasting (.“all you can taste“).
Die Brennerei ist auf Islay eine Institution. Schon im Jahr 1779 wurde Bowmore als legaler Whiskyhersteller auf der Insel eingetragen. Damit ist die nachweislich die älteste auf Islay und auch eine der ältesten noch operierenden Whiskyerzeuger in ganz Schottland. Es waren wie auch bei anderen Destillerien viele Besitzerwechsel über die Jahre und Jahrhunderte angesagt. Auch während des 2. Weltkriegs musste Bowmore schließen und diente mit dem Kai als Anleger und Stückpunkt für Flugboote. Und man glaube es kam, seit 1994 besitzt der größte japanische Spirituosenkonzern namens Suntory dieses Destillerie.
Bowmore besitzt je 2 Stück Wash Stills mit je 30.940 Litern Fassungsvermögen und 2 Stück Spirit Stills mit fast 15.000 Litern Fassungsvermögen. Mit diesem Equipment wird das Jahr über eine Produktionsmenge von rund 2.000.000 Litern hochprozentiger Alkohol erreicht.
Wow, war das eine geniale Tour bei Bowmore. Eine bei der man zuhören muss, viel Technisches und Organisatorisches erfährt und am Ende die Möglichkeit hat an der großen Theke alles, aber auch alles was Bowmore auffahren kann zu probieren.
Und nach dieserr Tour ist dann heute auch schon wieder vor der Tour!
Don´t loose the connection
Unser Tross mit zwei Wagen bewegt sich weiter an die Südwestküste der Insel. Wir fahren nach Süden auf der schmalen Hauptstraße und es schüttet wie aus Kübeln. Vorbei am Islay Airport die A846 vorbei an der Laphroaig Peat Farm, genau die Stelle an der der Torf für das spätere Aromatisieren der Gerste abgestochen wird. Kerzengerade geht diese Straäße durch die Landschaft, und das fast 10 km lang. Wir fahren im Süden nach Port Ellen ein und sehen auf der linken Straßenseite die Port Ellen Maltings, ein Unternehmen von Diageo, die das Auftragsmalz für die vielen eigenen Whiskyproduzenten wie Caol Ila und Lagavulin herstellt. Und bis 1983 gab es hier auf dem Gelände noch die arbeitende Port Ellen Malt Whisky Brennerei. Ein glücklicher Gruß in die Welt an all die Menschen unter uns, die noch volle Flaschen dieser Marke besitzen, und es vermieden hatten sie zu konsumieren. Ein Edelstoff der 30 Jahre später schon fast nicht mehr zu bezahlen ist, auch wenn man Flaschen bekommen wurde.
Es geht durch die Ortschaft hindurch und wir biegen links ab. Immer geradeaus, an der Küste entlang, noch zwei Hügel, und das stehen sie die großen Lagerhäuser von Laphroaig direkt an der Strasse. Vorbei an dem kleinen Wäldchen und dann ist es da das Schild Laphroaig Distillery bitte rechts abbiegen.
Laphroaig Distillery
Seit dem Jahr 1994 ist die Laphroaig Brennerei einer der Hoflieferanten des Prince of Wales, Prince Charles, der die einzigartigen rauchigen Single Malt Whiskys dieser Brennerei mehr als nur liebt.
Die Brennerei blieb bis in das Jahr 1954 vollständig in Familienbesitz. Ian Hunter, der letzte verbliebene aus dem Johnston-Clan hinterließ die Firma seiner Sekretärin Bessie Williamson. Bessie wollte früher eigentlich nur einen Sommer auf Islay arbeiten und blieb dann ein Leben lang. Hunter hatte solch großes Vertrauen in sie dass er ihr die komplette Brennerei überließ. Und Bessie setzte sich nicht zur Ruhe, sie setzte eher noch einen oben drauf. Sie wurde sogar Botschafter für Scotch Whisky in den USA. Im Jahr 1967 verkaufte sie schließlich Laphroaig an Long John Distillers und führte die Brennerei selbst weiter, bis sie schließlich selbst ab 1972 den Ruhestand genoss.
Drei Jahre später ging Long John Distillers im Konzern Whitbread auf, die zu Allied Domecq gehörten, 2005 ging das Spiel weiter als Allied Domecq durch den französischen Giganten Pernod Ricard übernommen wurde. Diese mussten jedoch Auflagen gegenüber dem Kartellamtes erfüllen, was dazu führte das Beam Global Spirits & Wine neuer Besitzer wurde.
Ardbeg Distillery
Die letzte Station für diese Tag ist die berühmte Ardbeg Brennerei, die letzte auf der langen Straße im Südwesten der Insel. Sie gilt unter vielen Liebhaber von Peated Single Malts als die Königin von Islay. Dabei ist sie aus Sicht der Produktionsmengen sogar die kleinste unter den Großen. Gerade einmal 1,10 Millionen Liter feiner Stoff können in dem einen Paar an installierten Brennblasen vaporisiert werden.
Kildalton Cross
Ja, das war jetzt „an awful lot of informations and drinks“ während des ganzen Tages. Zum Glück liegt Ardbeg wirklich am Ende der Welt und mit wenigen Metern weiter können wir noch richtig Kultur machen und einen schöne Bucht anschauen. Wer auf Islay ist, und egal ob er christlichen Glaubens ist oder nicht, sollte sich in jedem Fall das Kildalton Cross anschauen. Es sind gerade einmal 2 Fahrminuten von Ardbeg weiter in die Pampa des Nichts und schon ist der alte Friedhof, das Gemäuer und das alte Hochkreuz zu sehen.
Das Wetter zeigt sich heute nach wie vor von seiner bösen Seite und bringt das Grün des Grases mit seinem andauernden Regen richtig zum leuchten. Wir haben ja schon gut 18:30 Uhr Ortszeit und die Farben gehen regelrecht nochmals auf. Somit haben Wolken und Regen doch auch etwas gutes für sich. Das Wetter, die Abgeschiedenheit und die nahende Dunkelheit lockt immer mehr Waldbewohner aus der Reserve. Über die Straße laufen ungeniert Rebhühner und auf einmal steht ein riesengroßer Hirsch direkt nach der Kurve auf der Straße. Oh, für ein Bild sind wir zu langsam oder er zu schnell. In jedem Fall mehr als beeindruckend diese Ausdruckskraft und Schulterhöhe des Tieres.
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