Vorwort
Uns sagte man immer wieder: Irland ist wirklich schön! Ihr müsst unbedingt auf die Grüne Insel gehen. Die Menschen hier sind unglaublich nett, die Pubs und die Abende gemeinsam bei Live-Musik sensationell und manchmal spielt einem auch das Wetter keinen Streich. Und vor allem was euch selbst angeht – dort gibt es auch genügend Whiskey Brennereien die euer Interesse wecken könnten.
Wir überlegten und überlegten; sind wir doch seit Herbst 2011 mit der Schottland 1.0 eingestiegen und hatten vier sehr attraktive Reisen durch fast alle Regionen von Alba. Ja Schottland ist der Goliath in Sachen Malt, Grain und Blended Whisky. Hmm… nochmals überlegen, also gut sagten wir uns, da muss ja dann was Wahres dran sein mit den Vorschlägen zum Thema Irland, wir können ja mal ein Jahr auf die Grüne Insel gehen und uns dann umschauen was wir bisher wohl verpasst haben. Somit ist es in der Gruppe abgemacht wir machen die Irland 1.0 Whiskey Reise im Mai 2016. Acht schwäbische Jungs gruppiert um die Firma alleswhisky.de geben ihr Bestes und organisieren einen coolen Trip für dieses Jahr.
Aber welche Route sollen wir denn gehen, welche Richtung fahren und welche Whiskey Brennereien besuchen wir auf der Route. Wir entscheiden uns nach interner Beratung für die Mitte und den Süden der Republik Irland. Und wenn es uns in Irland gut gefällt können wir für Frühjahr 2017 gleich nochmals einen drauf setzen mit einer Fortführung als Whiskey Reise Irland 2.0. Aber schau mer mal wie es alles wird..
Die Reiseroute
Wir haben entschieden! Wie machen Memmingen – Shannon – Memmingen, und das für eine ganze Woche von Samstag bis Samstag. Am 07. Mai 2016 fliegen wir mit Ryanair rein in den Westen von Irland und übernachten in Inch-Beach auf der Dingle Halbinsel. Der folgende Sonntag ist geprägt von Wanderungen auf der sehr interessanten und bergigen Halbinsel und nachmittags sind wir in der gleichnamigen Dingle Brennerei. Montag bereisen wir den Süden und fahren am Dienstag weiter richtig Nordosten bis wir abends in Dublin landen. Ein Tag in der Hauptstadt muss immer mal sein mit einem ordentlichen Pub-Crawl bis es Donnerstag von Osten wieder nach Westen geht; Ziel Galway. Und dann am Freitag natürlich die Cliffs of Moher und ein schöner Ausklang in Bunratty. Eine Woche ist dann vorüber und morgens geht es von Shannon wieder zurück nach Süddeutschland.
Samstag, der 07. Mai 2016
Wir fliegen nach dem Mittag vom Memmingen Airport im Direktflug nach Shannon in den Westen der Republik Irland. Und was haben wir für ein Wetter hier im Allgäu, wir hoffen darauf das Gleiche in zwei Stunden etwa 1.800 Kilometer nordwestlich zu haben. „Schau mer mal“, hatte auch der Kaiser schon immer vor den wichtigen Fussballspielen gesagt gehabt.
Wir haben einen ruhigen und angenehmen Flug nur die Farbkombination mit dem auffälligen Gelb an der Sitzlehne stört etwas. Vielleicht noch ein bisschen dösen um für heute Abend fit zu sein. Wahrscheinlich haben die Freunde noch Durst und wollen gerne um die Häuser ziehen. Ja acht Freunde sollst du sein und eine Schöne Woche gemeinsam verbringen.
Unsere Tagespläne sind gefüllt mit wichtigen und schönen Point of Interests. Alles sauber und elegant in Ruhe Zuhause geplant und umgesetzt. Das macht das Leben für die nächsten sieben Tage deutlich entspannter. Das Roadbook ist im Rucksack über uns und somit können wir es locker angehen lassen.
Wir sind pünktlich im Landeanflug, nur die vielen Wolken mit ihren schönen luftigen Löchern stören das Gesamtgefühlt etwas. Das mit dem Wunschgedanken eines schönen Wettertags in Irland wird wohl nichts. Yes, je näher wir der flachen Scheibe unter uns wieder kommen, desto nieseliger wird es.
Und schon am Flughafen geht es beim Vermieter der Hired Cars los. Unser Van hatte wohl einen Unfall und den können wir heute nicht mehr bekommen! Ok und jetzt? Der Mitarbeiter hat eine Idee heute mit zwei Fahrzeugen auf die Dingle Halbinsel zu fahren und morgen abend wenn wir wieder auf dem Weg zurück sind am Flughafen Kerry kurz die beiden abzugeben und den neuen direkt zu übernehmen. Wir nehmen den Vorschlag an und ohne dem Tag vorweg zu greifen – hat alles gepasst.
Auch wenn man schon oft mit einem Rechtslenker gefahren ist, die ersten paar Kilometer dauert es schon um sich einmal wieder 180 Grad umzugewöhnen. Also raus auf die Straße und immer schön links auf der Spur halten! Klappt, abgehackt und weiter im Programm. Was man einmal gelernt hat vergisst man nicht mehr, ist ja auch so beim Schwimmen oder Fahrrad fahren.
Unser nächstes Ziel durch den feinen Nieselregen ist Adara, eine kleine Stadt mit nettem Charme. Bei dem Wetter sind es bis dahin rund 45 Minuten zu fahren. Wir streifen Limerick und reisen dann Richtung Südwesten weiter. Der Regen hat sich jetzt wirklich festgesetzt und bleibt beständig. Beim Dinner sitzen wir ja in jedem Fall drin, da kann uns der Regen mal gestohlen bleiben. Wir sitzen an der Theke, die Freunde ist groß und jetzt gibt es erst mal eine Runde Fish & Chips für die Mannschaft.
Einmal müssen wir den Standort noch wechseln, da wir unser Bed & Breakfast in Inch Beach am Eingang der Dingle Halbinsel haben. War eine Empfehlung von Peter aus Deutschland, der uns jedes Jahr mit seinen Metaler Freunden an unserem Summer Breeze Whisky Stand besucht. Doch die Fahrt nach Inch ist einfach quälend lange heute abend. Es sind noch gut und gerne 90 Minuten und als wir endlich angekommen sind ist die Freunde groß. Jetzt können wir alle nochmals gemeinsam den Abend ausklingen lassen nach dem Motto „Der Tag geht und Connemara kommt“.
Man kann von unserem B&B direkt auf das Strandlokal schauen und wir sind uns einig. Jetzt noch lange nach etwas besonderem schauen lassen wir mal gleich bleiben. Wir ziehen uns kurz um und gehen per pedes direkt an der Straße entlang zum Lokal Sammys.
Der Tag geht und Connemara kommt
Und wie herrlich dieses Ausflugslokal etwas erhaben am unendlich erscheinenden Strand liegt. Man könnte fast meinen man sitzt in den Dünen von Sylt. Wahrlich gut getroffen und wir meinen, da hätten wir auch direkt vom Flughafen hierher durchfahren können. Aber so ist halt das Leben „Man weiß immer erst danach was gut oder noch besser ist“. Der Sand schwappt fast durch die Tür soviel Natur ist hier rings herum.
Sonntag, der 08. Mai 2016
Und Morgens: „The early bird catches the worm“, raus aus den Federn und ein wenig am Inch Beach entlang laufen. Was ist dass denn für eine tolle Lichtstimmung und dabei ist es mild und angenehm, auch wenn es auf den Bildern nicht so aussehen könnte. Wunderbar mit einer sensationell frischen Luft bei leicht salzigen Einflüssen. Jetzt sind wir wirklich hier in Irland angekommen.
Inch Beach
Inch Beach wirkt wie eine separate Halbinsel mit seinem fast unendlich erscheinenden Sandstrand. Blickt man daran entlang erscheint im Hintergrund die Iveragh-Halbinsel mit ihren blau schimmernden Bergen. Es sind die Macgillycuddy’s Reeks, ein Gebirgszug der aus über 100 Gipfeln besteht, und mit dem 1041 m hohen Berg die höchsten Gipfel ganz Irlands stellt.
Die Wellen branden unaufhörlich auf den flachen Strand zu und lassen die Möwen immer wieder sanft hüpfen oder kurz auffliegen. Ein schönes Schauspiel, das sich immer wieder alle Minuten wiederholt. Man könnte stundenlang hier sitzen und der Natur bei ihrem gemächlichen Tageswerk zuschauen. Jetzt kommt aber langsam das erste Hüngerchen im Magen auf und wir sollten uns das erste Full Irish Breakfast genehmigen gehen.
Nach dem ausgedehnten Frühstück verlassen kurz nach 9 Uhr Inch Beach erst einmal Richtung Norden und das Wetter klart immer mehr auf. Der ausgedehnten Sightseeing Autofahrt durch die hügelige Landschaft, immer weiter nach Westen, steht also nichts mehr im Wege. Die Halbinsel zeigt sich landschaftlich von ihrer besten Seite und wirkt sehr beeindruckend. Wir wollen diesen Morgen in jedem Fall noch eine kleine Wanderung am Meer machen und uns dabei den sanften Wind ein wenig um die Ohren pfeifen lassen.
Connor Pass
Will in Irland Pässe fahren sollte man in jedem Fall in den rauhen Westen der Insel fahren. Ganz so wie in der Schweiz oder Österreich wird es nicht werden aber der Connor Pass ist zumindest der höchste Pass ganz Irlands. Ganze 456 m misst die Fahrstraße von Meereshöhe an und schlingt sich in einer schmalen und engen Straße auf der Nordseite immer weiter nach oben. An manchen Stellen wird es wirklich eng, vor allem da hier auch große Reisebusse verkehren und ihre Ladung Touristen ebenfalls über den Berg fahren. Erst einmal oben angekommen wirkt die Südseite mit dem weiten Blick in die Ebene erhaben und schlängelt sich meist in sanften Kehren immer weiter nach unten auf die Stadt Dingle zu.
Slea Head
Der westlichste Zipfel der Dingle Halbinsel zeigt sich heute kurz nach dem Mittag von seiner schönen Seite.
Slea Head wird aus dem Irischen als Bergspitze übersetzt. Im Grunde genommen ist es die westliche Landzunge der Dingle-Halbinsel mit sehr schroffen Felsformationen im County Kerry. Und es gibt da noch den Slea Head Drive der sich über fast 50 km im Westen der Halbinsel erstreckt. Den schaffen wir heute leider nicht mehr und muss für uns auf der nächste Irlandreise mit auf den Plan stehen.
Wir fahren die enge, an die Berge geschmiegte Küstenstrasse, wieder zurück zur Stadt Dingle und laufen gleich beim engsten Abschnitt auf. Wir wollen zurück, der Reisebus will zum Slea Head. Jetzt wird es spannend, denn der Große kann nicht zurück und hinter uns stehen auch schon drei Autos. Das wird ein Spass: Mit viel Geduld und bis auf den letzten Millimeter zum Berg hin ausgepresst bewegen wir uns ebenfalls zentimeterweise immer weiter nach vorne während der Reisebus an der der Natursteinmauer mit Blick in die Tiefe ebenfalls im Schneckentempo und Zentimeter für Zentimeter weiter nach vorne rollt. Das coole Spektakel dauert gut und gerne 15 Minuten bis wir uns langsam aber sicher alle wieder aus der Umklammerung gelöst haben. Bei der Weiterfahrt zur Dingle Distillery fragen wir uns jetzt ernsthaft „Was passiert denn wenn sich zwei solch dicke Brummer auf dieser Strecke entgegen kommen sollten?“ Gut, diese Frage lassen wir mal offen bis es wirklich soweit ist.
Dingle Distillery
Wir fahren auf den großen Vorplatz der Brennerei und Joe sitzt schon auf dem Bänkchen und erwartet unsere Reisegesellschaft. Es ist Sonntag und wir dachten doch allen Ernstes da wird wohl nichts im Brennbetrieb los sein. Aber weit gefehlt! Kaum haben wir die Begrüßung hinter uns und unsere Tickets in der Hand scheint sich der Parkplatz wie von Zauberhand weiter zu füllen. Vielleicht liegt es am immer schlechter werdenden Wetter oder Joe hat alle auf 2pm in die Brennerei bestellt. Genug gegrinst, aus Sicht des Veranstalters ist die Bude voll und die Tour kann durch das übersichtliche Gebäude mit allen Stationen und Lagerbereichen beginnen.
Dabei entwickelt sich Joe immer mehr zum Entertainer und zeigt wahre Größe, nicht nur durch seine allgemeine und große Erscheidung, er scheint auch ein wenig der „Der Allwissende“ in Sachen irischer Geschichte und dem Whiskeythema zu sein. Er präsentiert und spannende Geschichten zum Thema Irland und Lebenswasser und wir hören mit spitzen Ohren zu. Wir erfahren selbst noch eine Menge an Interessantem zwischen den Zeilen.
Lange Zeit gab es in der westlichen Region von Irland keine Whiskey Brennerei mehr. Die Dingle Distillery war die erste nd öffnete ihre Tore im November 2012 mit dem Ziel Whiskey, Vodka und Gin zu produzieren. Bei unserem Besuch im Mai 2016 waren der Gin und Vodka schon verfügbar, jedoch gab es noch keinen fertigen gereiften Kornbrand als Pure Pot Still Irish Whiskey. Denn erst im 19. Dezember 2015 wurde frischer Alkohol in Eichenfässer abgefüllt um später ein großer irischer Whiskey zu werden. Wir hatten zumindest die Gelegenheit drei Varianten mit Teilreifung in Bourbon, Sherry und Port Fässern zu testen und konnten uns schon einmal ein positives Urteil darüber erlauben. Natürlich braucht der Stoff noch gut zwei Jahre Zeit um seine geschmackliche Pracht zu erreichen. Aber man erkennt schon deutlich an der Farbe die Interaktion zwischen Destillat und Fass. Durchschnittlich werden jeden Tag zwei Fässer mit frischen Destillat bei Dingle befüllt.
Wie üblich in Irland wird auch bei Dingle in traditioneller Art und Weise in den kupfernen Brennblasen dreifach destilliert.
Im Grundsatz entstand die Dingle Distillery aus der The Porterhouse Brewing Company. Diese eröffnete als erste in Dublin einen Pub mit eigener Craft-Brauerei im Jahre 1996. Ein Konzept das schließlich vom Brauen zum Brennen auf Dingle erweitert wurde, und das seine Vollendung auf der anderen Seite der Grünen Insel ganz im Westen des Wild Atlantic Way fand. Klasse und echt spannend was sich so manche Menschen ausdenken um im Leben Spass zu haben und ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen.
Schaut man mal hinter den Vorhang einer arbeitenden Whiskey Brennerei ist es immer das selbe Spiel. Denkst du an die Gründung einer Destillerie kostet das noch nichts. Machst du dir weitere Gedanken mit Freunden und Geschäftspartnern bleibts weiterhin günstig. Geht es ins Eingemachte und es werden die ersten Pläne erstellt, ein Gebäude oder Grundstück gekauft, geht der Spass mit dem Geld los. Und produziert ist dann noch lange nichts, denn man braucht die Brautechnologie und Destillationstechnik. Dazu kommen Bereiche für die Lagerung der erzeugten Spirituosen. Um nun alles auf halbwegs gesunde Beine zu stellen kostet alles unglaublich viel Zeit und Geld. Und genau hier für benötigt man Partner, die entweder Anteile kaufen als stille Teilhaber oder Menschen die von Anfang an befüllte Fässer kaufen und dann über Jahre in der Brennerei bis zur Abholung reifen lassen. Und genauso geht und ging es auch der Dingle Distillery – siehe Bild.
Es war ein toller und beeindruckender Besuch in der Dingle Distillery und sagen in jedem Fall „Herzlichen Dank“ an Joe unseren Entertainer, dessen Nachnamen wohl keiner so richtig kennt. Das Wetter hat in der Zwischenzeit aufgegeben und es schüttet wie aus Kübeln. Bis wir die sieben Meter um Auto schaffen sind wir wie der Schwabe so gerne sagt „soichnaas“, also komplett nass und durchweicht.
Jetzt ist es auch vollends egal; wir haben heute nachmittag noch einen langen Weg vor uns um erst einmal am Kerry Airport unsere Mietwagen zu tauschen und und dann weiter nach Süden zum nächsten Zwischenziel in Glengarriff. Das sind zusammen erst einmal 1 Stunde zum Flughafen und dann noch einmal weitere zwei Stunden weiter in „Das rauhe Tal“ Glengarriff.
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Hier klicken: Whisky Reise Irland 1.0 im Mai 2016 – Tag 3 – Der Süden Irlands
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