Teil 3 sind wir auf Whisky-Tour und zurück auf dem Festland
Einleitung
Was bisher geschah!
Gestern, am Sonntag, war noch blauer Himmel? Und heute morgen – Die Welt wird wohl gerade am untergehen – mit solch einer Intensität bläst der Wind um die Häuserecken und nimmt den Regen und die Gischt wieder vollständig in sich auf.
Wir sind in Edinburgh gelandet und hatten in den Southern Highlands schöne kulturelle Highlights mit dem Geburtsort von Maria Stuart und dem Stirling Castle. Am Samstag morgen stand die erste Brennerei-Besichtigung bei Glenturret an. Die anschließende Fahrt durch die ausgedehnten Highlands immer weiter nach Nordwesten hat auch den letzten unserer Gruppe gezeigt, zu welcher Schönheit Schottland im Stande ist, und das selbst bei Wind und Regen. Das Glenfinnan-Viadukt hatten wir besichtigt und sind dann mit der Fähre am Samstag abend auf Skye angekommen. Der Sonntag, eine Wucht an gutem Wetter und zwei extrem genialen Wanderungen zum Old Man of Storr und den Quiraing Loop. Einmalig und unvergesslich für einen lange, lange Zeit.
Montag, der 03. Oktober 2011
Der Tag startet rein gefühlsmäßig in einer Untergangsstimmung! Aber wird sind ja Zentraleuropäer und wissen vielleicht um einen Sturm oder Starkregen Bescheid, aber Einwohner dieser tollen Insel sind wir dann doch nicht und können es nicht einschätzen. Julie unsere Hausdame beruhigt uns und meint dass dies nichts ungewöhnliches ist, wir hätten halt gestern einen schöne Tag gehabt und jetzt ist das Wetter wieder „normal“ geworden. Julie ist mit ihrem Mann aus der Region Manchester nach Skye gezogen um dem Fluglärm in der Einflugschneise zu entfliehen und sich auch neu zu sammeln.
Wir erleben ein absolut phantastisches Frühstück durch die beiden zubereitet und genießen dennoch den Morgen
Neist Point im Sturm
Dieser Zipfel Erde liegt so wunderbar eingebettet in die Landschaft und das Meer dass es in der Regel eine Freunde ist die Seele baumeln zu lassen und hinaus aufs Meer und den Leuchtturm zu schauen. Heute ist dazu keine Chance, dennoch lassen wir es uns nicht nehmen die Leuchtturm von oberhalb der Klippen zu bewundern. Aber wo ist er denn? Wir sitzen im Auto und denken sollen wir aussteigen oder nicht. Denn so können wir mit laufenden Scheibenwischern überhaupt nichts sehen. Ein Teil bleibt drin und denkt sich wahrscheinlich, „Lasst doch die Spinner aussteigen und fürchterlich nass werden“.
Die böigen Winde am Neist Point sind derart heftig, dass es uns beim laufen über die feuchten Wiesen zwischendurch fast nicht gelingt auf den Beinen zu bleiben. Wenn wir uns gegen den Wind stellen und uns dabei nach vorne fallen lassen schweben wir regelrecht dahin und fallen nicht um. Es ist ein Wahnsinn, das muss man mal miterlebt haben. Die Kleidung wird immer feuchter, trotz Atmungsaktivität und vermeintlicher Wasserfestigkeit, aber selbst da hört die Qualität dann irgendwann mal auf. Das salzige Wasser peitscht uns parallel ins Gesicht und lässt ein Gefühl von geilem Peeling aufkommen. Der Wahnsinn überhaupt – eigentlich nicht einfangbar auf Bildern – dazu hätten wir ein Video drehen müssen.
Unsere Gruppe befindet sich am westlichsten Zipfel der Isle of Skye und bei schönen Wetter könnte man heute vielleicht mit Blick nach Westen die Insel Lewis und Harris sehen. Aber so, No way! Das Neist Point Lighthouse ist fast nicht ausmachbar und ich denke mir dabei, auch im Besitz von Schifffahrtspatenten, da möchte ich heute nicht auf dem Wasser sein, geschweige denn manuell navigieren müssen.
Wir sitzen wieder im Auto, sind „seuchnaaas“ wie man im Schwäbischen am besten sagt, und die Heizung und Lüftung geht auf Volldampf. Wir können noch garnicht losfahren so beschlagen sind die Scheiben. Und wir sind uns gewiss dass jeder von uns heute morgen die Socken gewechselt hatte.
Auch die Fahrt vom Neist Point über die schmalen Strassen nach Carbost zum Talisker Brennerei gestaltet sich nicht ganz einfach. Sam übernimmt heute morgen mal das Ruder in der Kommandozentrale unseres Vauxhall und schippert uns langsam aber sicher ohne wirklich zu schlingern nach Süden in die Bucht von Loch Harport. Kurz vor dem Abzweig bei Drynoch schüttet es nochmals so heftig dass wir fast meinen anhalten zu müssen. Endlich; Abzweig nach rechts geschafft, den Buckel runter ins Tal, dann kurvig nochmals hoch und dann wieder langsam die lange und schmale Straße runter nach Carbost zur Oase der Whisky-Herstellung auf Skye.
Talisker Distillery
Wahrscheinlich ist das genau der richtige Tag um einen Abstecher zur Talisker Brennerei zu machen. Schreiben denn nicht alle Whisky-Kritiker dieser Whisky lebt von der Isle of Skye mit seinen vielfältigen Aromen und Geschmacksrichtungen, die in jedem Fall immer Pfeffrigkeit und Salzigkeit beinhalten würden. Wir müssten es und genau deshalb sind wir heute noch leicht feucht hinter den Ohren und im Schritt an der Eingangstür zum Visitor-Centre.
Im übrigen zu den gezeigten Bildern: Das Strassenschild wurde nachmittags nach dem Besuch der Brennerei aufgenommen und die Strasse ist schon längst wieder abgetrocknet. Wobei morgen sich morgens noch die Gemüter des Sturms erhitzt hatten und die Winde den Regen fast quer daher kommen ließen. So schnell gibt in diesem Breiten Veränderungen des Wetters.
Im Übrigen ist Talisker die einzigste Whisky Brennerei auf der Insel und ist weltweit gesehen eine richtige Institution. Wo viele Neulinge und Whisky-Einsteiger diesen voluminösen Geschmack meist gleich ablehnen sind ausdauernde und erfahrene Geniesser von Malt Whisky geradezu entzückt über die Einzigartigkeit und Erstklassigkeit dieses Stöffchens.
Sligachan und die Cuillin Hills
Wahrscheinlich hatten sie schon immer mal von einem Moment geträumt genau an dem Ort zu stehen wie sich selbst Schottland mit traditionsreichen Gemäuern, dem Wetter und den Bergen in den Highlands vorstellen. Gefunden! Nicht bei Otto-punkt-de, nein beim Sligachan Hotel, direkt an der Kreuzung mit einem Blick der einmalig ist. Entscheiden sie selbst …
Nach dem Aufnehmen der Aussenaufnahmen ist vor dem Aufnehmen der Aussenaufnahmen. Was wollen wir damit ausdrücken: Es regnet gerade einmal nicht und somit nutzen wir die Zeit bevor es wieder beginnt wie aus Eimern zu schütten ein paar entzückende Bilder zu schießen. Der Rest der Mannschaft ist schon im Hotel und Pub und das tue ich jetzt auch. Mal sehen ob die Lichtstimmung nachher auch nochmals so gut ist um einige Pictures ablichten zu können.
Das Sligachan Hotel liegt direkt gegenüber der Strasse und liegt verkehrsgünstig in alle Richtungen fast in der Mitte von Skye. Somit ist es zu allen Zeiten immer einen kurzen Abstecher wert. Auch wir nutzen die Gelegenheit bevor wir die Isle of Skye verlassen das 1830 erbaute Hotel kurz auf einen Durstlöscher zu besuchen. Aus dem Getränk wird gleich ein ganzes Lunch und somit lassen wir es nun über den Mittag gut gehen.
Und auch hier gibt es wieder geschichtliches zu berichten: Die Lord of the Isles, frühere schottische Fürsten mit gälisch-skandinavischer Abstimmung. überfielen die Isle of Skye. Die Lords of the Isles waren nominell gesehen Gesannte des norwegischen Königs, die sich auf den westlichen Inselgruppen von Schottland bis ins Mittelmeer breit machten und auf Land- wie auch Beutezug gingen. Es soll das Jahr 1395 gewesen sein als die Lords die Insel überfielen, jedoch die Gegenwehr der schottischen Clanführer William MacLeod und MacDonalds mit ihren Gefolgschaften bei Sligachan unterschätzten. Sie wurden allesamt zurück ins Meer getrieben und starben, da ein dritter Clan der MacAskills die angelandeten Boote der Lords während der Schlacht beiseite schafften.
Heute gehts hier deutlich ruhiger zu ausser die Wetterverhältnisse machen sich wieder ihre Spässe mit den Einheimischen und den Besuchern der Insel.
Eilean Donan Castle
Das bekannteste alte Gemäuer, das in so vielen Filmen dieser Welt schon ein Teil war und auch weiterhin sein wird, ist das Eilean Donan Castle. Wir sind zurück auf dem Festland und fahren einige Kilomenter ostwärts vorbei an Kyle of Lochalsh bis wir zu einem markanten Punkt kommen in dem die Dichte der Reisebusse und Besucher deutlich zunimmt. Nicht ganz verwunderlich, denn jeder Reisende möchte gerne einige Eindrücke dieser Wasserburg mitnehmen, die er oder sie schon zigmal in unterschiedlichsten Streifen auf der Leinwand gesehen hatte.
The Great Glen
Es gibt eigentlich zwei Namen für das „Große Tal“, entweder man nennt es Glen More oder es ist das Great Glen. Diese tektonische Verwerfung läuft mitten durch des nationale Herrschaftsgebiet von Schottland und ergibt damit den nordwestlichen Teil, beginnend im Süden bei Fort Williams und den Northern Highlands, und dem gesamten Rest mit beginnend im Süden und den östlichen Gebieten des Landes.
Dieses hoch aufragende Tal beherbergt den Caledonian Chanel, der für kleinere Boote schiffbar ist und die den Weg vom Loch Linnhe im Süden zum Moray Firth im Norden suchen. Damit erspart man sich als Schiffer den großen Weg über das Meer entlang der westlichen Hebriden-Inseln und quert somit das britische Mainland in einer sanfteren Variante über mehrere Schiffstreppen.
Das Great Glen beinhaltet zwei Hauptseen mit dem südlicher gelegenen Loch Lochy und dem mit Verbindungstücken nach Norden angrenzenden Loch Ness See.
Loch Lochy
Wie im nördlich gelegenen Ness soll auch im Loch Lochy ein bis zu zwölf Meter langes Monster sein Unwesen treiben. Klar das Lizzie, wie das Seeungeheuer hier heißt, eine gewissen Ähnlichkeit mit Nessie haben soll. Aber Vorsicht: Alles Mythen und Schaumschlägerei zum Trotz, all diejenigen die sich aufgemacht haben die Monster zu dokumentieren und auf Bild zu bannen sind bisher gescheitert. Nicht nur deshalb lassen wir den Loch Lochy links und südlich liegen, nein, wir kamen nördlich über die A87 durch das beeindruckende Tal der Five Sisters gefahren und schlagen bei Invermoriston direkt am Loch Ness auf und weiter Richtung Norden.
Loch Ness
Dieser Süßwassersee ist schon beeindruckend von seiner Ausdehnung und Länge. Er gilt unter allen schottischen Gewässern als der wirklich Größte in einer langen Liste von 31.460 Frischwasserseen zählt man alle Lochs und Lochans mit dazu. Oftmals wird der Loch Lomond als der größte Süßwassersee in Schottland genannt. Dies ist in sofern auch richtig wenn man nur die Wasseroberfläche in 56,4 km² misst (71 km² Loch Lomond). Zählt man aber die Tiefe dazu und das gesamte Wasservolumen dann sieht die Rechnung gleich nochmals anders aus. Der Loch Ness ist nämlich einem Volumen mit seiner Badewanne von 7,4 km³ fast dreimal so groß wie der Lomond und an der tiefsten Stelle misst er sage und schreibe 230 Meter. Damit ist er auch der wasserreichste See auf den gesamten britischen Inseln. So jetzt aber genug geschnackt mit Zahlen! Worauf wollen wir denn mit den Aussagen hinaus? Na auf Nessie doch! Was wir damit ausdrücken wollen, und was sicherlich alles Mythen und großer Schwachsinn ist, dieses fiktive Seewasser-Ungeheuer hätte hier wirklich richtig Platz zum Spielen mit sich selbst.
Deshalb fahren wir auch in Drumnadrochit am The Loch Ness Centre & Exhibition vorbei um ja nicht in die Gelegenheit zu kommen dieses Gedankengut über ein lebendes Monster im See annehmen zu müssen. Na Spass beiseite, wir halten kurz vorher an um uns Urquart Castle, oder das was davon noch übrig ist anzuschauen.
Im Übrigens ist das ja ganz einfach zu begreifen mit dem Thema Ness! Wir haben den See Loch Ness, der wiederum fließt nördlich ab in den Fluß River Ness und macht sich seinen Weg in die Nordsee durch die Stadt Inverness. So einfach ist das eigentlich und doch haben wir auch eine Weile gebraucht um zu deuten wo der Name der Stadt herkommt.
Urquhart Castle
Wir sind zu spät stellen wir fest, nicht zwingend für das Leben an sich, jedoch um noch gegen ein saftiges Eintrittsgeld ein paar alte behauene Steine anzuschauen. Das wäre jetzt auch zu arg untertrieben, aber Urquart Castle ist zusammen mit dem Nessie Thema am gleichnamigen See zirka so wie wenn die Japaner in drei Tagen Europa anschauen möchten. Dann macht man halt was, was die Reiseleitung so vorgibt und schmückt das ganze etwas professionell aus. Im Grundsatz ist es aber wirklich nur ein paar alte Steine was früher mal einen landläufige Burg was mit einem schönen Ausblick auf den langen und tiefen See.
Zur Geschichte von Urquart: Es sollen schon um das 6. Jahrhundert nach Christus erste Spuren einer Besiedelung an diese schön gelegenen Ort gegeben haben. Der Name der Siedlung war Adomnán’s Life of Columba was einem der Vorläuferstämme der Schotten, den Pikten, zuzuschreiben ist. Mit dem Jahr 1230 übernahm der Schwiegersohn von König Alexander II. in der Region die Herrschaft auf Geheiss vom Re selbst. Dieser baute sich an dieser Stelle eine Residenz die einen burgähnlichen Charakter gehabt haben soll. Unter dem Clan der Urquharts zählte die Burg in ihrer Blütezeit zu einer der größten Befestigungsanlagen in ganz Schottland.
Die Nacht in Inverness
Der Tag geht und Johnnie Walker kommt – ging doch mal ein Werbespruch. Der Tag geht wirklich und wir haben so viel heute erlebt. Das muss mal richtig am Abend bei einem Dinner verdaut werden. Alle sind irgendwie müde und dennoch machen wir uns auf „In-town“ ein geeignetes Restaurant zu suchen. So richtig wollen wir auch keinen Johnnie Walker mehr für heute abend, eher noch ein Gute-Nacht Bier und dann ab ins Bett.
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